Yoga Noi! Biaibo? |
Über den Verein „Dental Volunteers“ wurde uns der Kontakt zu Truus in Ococia vermittelt, die uns sehr in unserem Vorhaben unterstützte. Sie half uns beim Einkauf noch notwendiger medizinischer Materialien in Kampala, organisierte uns dort eine Übernachtungsmöglichkeit und nahm unser Gepäck in ihrem Auto mit bis nach Ococia. Wir selber fuhren mit einem Fernbus und kamen nach 10 Stunden Reise im ländlichen St. Clare Health Centre an.
Kaputt von der Fahrt, waren
wir froh und dankbar über eine Mahlzeit und einen Schlafplatz, der sich jedoch
nach dem ersten Regen einer langen Trockenzeit, als Termitennest
entpuppte. Nach anfänglichem Rumgehüpfe und Abschlagen der an den Beinen
hochkrabbelnden Riesenameisen, haben wir schließlich aufgegeben und sind mit
den Krabbeltieren um/an uns herum eingeschlafen. Nachdem wir diese Geschichte
am nächsten Tag beim Frühstück erzählten, konnten wir alle bereits herzhaft
drüber lachen und Truus bot uns sofort einen anderen Schlafplatz an. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von Charlotte, Benny
und Jule, die in einem Rehabilitation Center in Pamba (Soroti)
und im Salem Brotherhood, Nakaloke (Mbale) Kinder und Erwachsene behandelten.
An jedem Behandlungstag kamen die Menschen aus der gesamten Umgebung, teilweise kilometerweit zu Fuß, um sich von uns Zähne ziehen oder eine Füllung legen zu lassen und warteten oft stundenlang vor dem Behandlungszimmer. Einer der Krankenpfleger, Geoffrey, wurde uns als Assistent zugeteilt und übernahm neben dem Dolmetschen das Abkochen der desinfizierten Instrumente in einem Drucktopf über einem Holzkohlefeuer, damit wir uns auf die Behandlung konzentrieren konnten.
Instrumentensterilisation |
Oft fanden wir
desaströse Gebisszustände vor sowie Resultate von den vorbehandelnden
„Dorfzahnärzten“ fehlerhaft durchgeführten Extraktionen, die sich im Laufe der
Zeit zu ausgewachsenen Infektionen entwickelt hatten. So wurden wir mit
Situationen konfrontiert, denen man hierzulande als Zahnmediziner nur selten
begegnet, was interessant und lehrreich war, uns aber auch vor Herausforderungen
stellte. Von Fisteln über große Abszesse und Knochennekrosen bis zu
unbehandelten Kieferanomalien war alles dabei. Da die medizinische und
medikamentöse Versorgung der Region leider extrem mangelhaft ist, hatten viele
unserer Patienten keine Möglichkeit, eine ausreichende Antibiose und Weiterbehandlung
zu erhalten. Unsere kostenlose Behandlung war für viele Ugander die
einzige Möglichkeit einer zahnmedizinischen Versorgung.
Verpflegung gab es
glücklicherweise reichlich, und so konnten wir uns pünktlich zur Mittagszeit
und nach dem Feierabend bei Truus an den gedeckten Esstisch setzen, um wieder
Kraft zu tanken. Oft rekapitulierten wir den Tag, sprachen über schwierige
Fälle, aber auch lustige Situationen, in denen wir mit Händen und Füßen und
wenigen Worten Ateso
kommunizieren mussten.
Lektion über Mundhygiene tief im "Busch" |
Am Ende der zwei Wochen, die wir in Ococia verbrachten, waren wir dankbar für die Erfahrungen die wir dort machen konnten, aber auch froh, unsere Mitreisenden wieder zu treffen.
Wir mussten Sprach- und Kulturbarrieren
überwinden und vor allem viel improvisieren. Spülspritze statt Wasserkühlung,
Wattekugel statt Püster, ausspucken statt absaugen. Bei Stromausfall musste der
Löffelexkavator zur Kariesentfernung reichen, und wenn der Patientenandrang so
groß ist, dass man mit dem Sterilisieren der Instrumente nicht hinterherkommt,
lernt man das Raspatorium als Hebel zu nutzen und mit Milchzahn- oder
Oberkiefer-Weisheitszahnzangen untere Molaren zu extrahieren. Es war schwer,
mit dem großen Patientenandrang umzugehen, den Grat zwischen schnell arbeiten
und gewissenhaft bleiben mussten wir erst finden und die Überwindung erbringen,
Patienten unbehandelt nach Hause zu schicken, nachdem wir teilweise 8-10
Stunden durchgehend behandelt hatten.
Wir sind dankbar für das
Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde, die Erfahrungen, die wir sammeln
durften, und sind froh, dass wir vielen Patienten Schmerzen nehmen und ein
schönes Lächeln schenken konnten. Wie uns bereits in der ersten Woche gesagt
wurde: es ist kein „Tropfen auf dem heißen Stein“, auch wenn einem das in diesem
medizinisch absolut unterversorgten Land so vorkommt, sondern eher wie ein
Tropfen Öl im Meer: es ist nur ein kleiner Teil, bleibt aber bestehen und geht
nicht unter.