Sonntag, 9. Juni 2019

Die beiden Pfeifers



Die Alten vom Berg waren etwas müde...(vom Aufstieg), aber es gibt sie wieder. 😉

Ein interessanter Artikel über die zwei "Pfeifer-Brüder" ist in der Zwischenzeit in der Missionszeitschrift Kontinente erschienen.
Das Original findet ihr hier im Kleinformat und den Text incl. Fotos noch einmal lesbar im Anschluss:

Die beiden Pfeifers

Die beiden Muenchener Brueder Alfred und Hans Pfeifer sind von Afrika begeistert. Beide arbeiten in Uganda, das einmal die Perle Afrikas genannt wurde. In diesem Land hat Hans in den aeusserst schwierigen Zeiten des Buergerkrieges zwischen Parteien Musevenies und Obotes als Missionar begonnen. Dort hatte sein Bruder Alfred ihn besucht und wurde auch von Afrika infiziert. 
Hans Pfeifer (65) hatte zunaechst Starkstromelektriker gelernt. Das war nicht das Richtige fuer ihn, er sattelte um, wurde Krankenpfleger. Auch da suchte er weiter und kam schliesslich zu den Weissen Vaetern. Bei den Weissen Vaetern gehoert zur Ausbildung auch eine Probezeit von zwei Jahren in Afrika. Hans kam nach Uganda. Dort herrschte Buergerkrieg. Leib und Leben der Menschen waren immer in Gefahr. Eine Schwierige Zeit fuer die Kirche, ueberall gab es Spione, die fuer die eine oder andere Seite informationen sammelten. Aber gerade in dieser Situation hat Hans Pfeifer Land und Leute lieb - gewonnen. „Damals habe ich gewusst, Priester zu werden, ist mein Ding“, sagt er selber. Nach dem Theologiestudium wurde Hans 1986 in seiner Heimatpfarrei in Muenchen zum Priester geweiht.
Es hat ihn gefreut, dass er wieder nach Uganda ernannt wurde. Er arbeitete in einer Landpfarrei, lernte die Sprache und „ich bin a bissl ins System hineingekommen, wie in einer Landpfarrei zu arbeiten ist“, sagt er selber.   Doch 1996 wurde er in die Hauptstadt Kampala versetzt in das Jugenzentrum Sharing, ein Projekt, das die Afrikamissionare auch heute noch betreiben. Das Zentrum bietet Jugendlichen Chancen, etwas zu lernen und einen guten Start in ein Berufsleben zu bekommen.
Indien statt Uganda
Auf Afrika folgte ein Einsatz in Indien. Die Oberen in Rom brauchten dringend jemand, der dort bei der Ausbildung von Kandidaten der Afrikamissionare helfen konnte. Dafuer musste Hans sich an eine neue, von Europa und Afrika so ganz verschiedene Kultur gewoehnen. Sieben Jahre lang brachte er dort seine Erfahrung mit jungen Leuten ein. Wenn jemand aber einmal in der Ausbildung taetig ist, warten auch noch andere Studienhaeuser auf Mitarbeiter. Es folgten also Jahre in Arusha, Tansania und dann in Jinja, Uganda. Schliesslich waren 15 jahre Arbeit im Bereich Ausbildung genug. Als Priester wollte er wieder in die direkte Missionsarbeit und Seelsorge. Nun ist er in Tapac, bei den Tepes von Karamoja.

Der „kleine“ Bruder

Alfred Pfeifer (56) ist gelernter Karosseriebauer. Auch er hat auf Krankenpfleger umgeschult. Er war in diversen Hilfsprojekten und verschiedenen Laendern Afrikas eingesetzt. In Uganda ist er seit 15 Jahren zuerst mit dem Hilfswerk Cap Anamur und jetzt als Repraesentant der Barmherzigen Brueder von Trier. Anfangs ging es mit Cap Anamur um den Bau eines Gesundheitszentrums auf einer alten Missionsstation von den Mill Hiller Missionaren in der Naehe von Soroti. Dort waren die Rebellen der Lord Resistance Army aktiv. „Die Situation hat sich im Norden soweit erledigt, Uganda ist dort befriedet. Die LRA wurde in den Suedsudan und Zentralafrika zurueckgetrieben. Es gibt sie immer noch, aber den Anfuehrer Koni kriegt man nicht. Man sagt die LRA bestehe noch aus 100 bis 200 Leuten. Unser Projekt war nach zehn Jahren zu Ende“, berichtet Alfred.                                 Seitdem nun die Taetigkeit als Koordinator von Cap Anamur beendet ist, arbeitet er fuer die barmherzigen Brueder. Gerade haben sie ein Haus fuer behinderte Kinder gebaut. Da hat er nun eine neue Art von Arbeit. Die Bautaetigkeit steht somit nicht mehr im Vordergrund. Der Focus liegt dafuer im sozialen Umfeld, auf der Schule fuer behinderte Kinder und nebenbei renoviert er noch einen Konvent der Schwestern. 
Immer wieder nach Afrika
Alfred hat einen Teil seines Muenchener Lebens aufgegeben und ist in eine „andere“ Welt eingestiegen. Was hat ihn dazu verleitet in die ganze Sache einzusteigen? „Einen grossen Anteil hatte mein Bruder, der war damals Stagiere in Uganda in Kalungu, wo ich ihn besucht habe. 1989 erhielt ich dann eine Anfrage von der Organisation Cap Anamur. Es ist schon so, dass man infiziert ist. Wenn man einmal drin ist, dann kommt auch ein Angebot nach dem anderen. Das Rote Kreuz kam fuer ein Fluechtlingslager in Tansania, dann die Johanniter fuer Ruanda danach die Malteser im Suedsudan. Dazwischen war ich immer wieder mal in Muenchen. Nach einer gewissen Zeit zieht es einen wieder hinaus und wenn ein Angebot kommt fuer ein gutes Projekt ueberlegt man nicht lange.“
Eine besondere Aufgabe
Fuer die Schule der behinderten Kinder gab es einige Startschwierigkeiten. Das sei zwar ein gutes Projekt, wurde gesagt, aber es solle anderwo gebaut werden, weit weg. Behinderungen sind naemlich ein Tabu-Thema. Alfred erzaehlt: „Kinder mit Hirnschaeden oder Downsyndrom werden vor den Leuten versteckt. Vielleicht hat ja der Nachbar irgendwas an uebler Zauberei gemacht. Diese Kinder will niemand haben. Erst als die Schule mit zehn Kindern eroeffnet wurde und man gesehen hat, dass auch diese Kinder „normal“ lachen und spielen, erst dann haben sich auch der Pfarrer und Schwestern vor Ort dem Projekt gegenueber geoeffnet. 
Einfach Spaß - Kinder mit Down-Syndrom haben Freude an ihrem "Auto"

Tapac ein neuer Anfang
Hin und wieder sehen sich die beiden Brueder nicht nur in Muenchen wenn sie auf Heimaturlaub sind. Auch in Uganda hat Alfred seinen Bruder in Tapac besucht und er sagt: „Mein Bruder hat sich ja bewusst entschieden, nach Tapac zu gehen. Ich sehe , wie er aufblueht, weil er das macht warum er Missionar geworden ist, Damals in Kalungu schon und jetzt sehe ich ihn auch wieder unter erschwerten Bedingungen. Als er in der Ausbildung arbeitete, wurde er ein wenig muede. Und jetzt ist er wieder in der Pastoral, mit den Leuten selber. Die Sprache ist ein Problem, es geht im Alter langsamer aber es macht ihm Spass, dass Evangelium zu verkuenden und zu leben.“                                                                             Die Pfarrei Tapac gibt es seit 18 Jahren, aber fuer Hans Pfeifer war alles neu, als er dort hinkam. Strukturen gab es wenige, die Leute hatten viel gelitten unter Idi Amin und spaeter. Die Regierung hat diesen Landesteil nie richtig unterstuetzt. Dann gabe es die Tradition sich gegenseitig die Kuehe zu stehlen. Es herrschte eigentlich nie Friede. Immer war die Frage, was hat der Nachbar vor, ob er uns vielleicht bedroht? Ueberfaellt er uns, will er unser Vieh stehlen? Die Comboni-Missionare, die dort taetig waren, hatten groesste Schwierigkeiten mit der Einstellung der Menschen zurecht zu kommen. Vor sieben Jahren hat die Armee das Land „befriedet“. Doch dieser Friede ist kein gewachsener, ist sehr bruechig. Es ist ruhiger geworden, aber die Leute haben Probleme mit der Umstellung von ihrer traditionellen Denk- und Lebensweise auf eine „moderne“ Gesellschaft, die sie mit Skepsis betrachten. Fuer die Missionare ist die Arbeit in Karamoja nicht leicht.

Zu Besuch - Auf der Mission in Tapac. Hans und Alfred Pfeifer mit einem Freund.