Montag, 21. März 2016

Der Tod hat einen Motor


Schrecklicher Unfall mit 6 Toten



Letzte Woche ereignete sich ein schwerer Unfall nahe Soroti. Die Ambulanz unseres benachbarten Health Centres in Atiriri (ca. 23 km entfernt) kollidierte mit einem Lastwagen.
Da es Schwierigkeiten bei der Geburt gab, entschied man sich dort nach Einbruch der Dunkelheit (21.00 Uhr) zu einer Verlegung in das 30 km entfernte Regionalkrankenhaus nach Soroti. Kurz vor Ankunft krachte die Ambulanz, die vermutlich mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war, in einen Trailer, der keine Rücklichter hatte.
6 Personen, darunter die Hebamme und der Fahrer starben sofort, die Schwangere und ihre Angehörigen wenig später im Krankenhaus.
Die ganze Region stand erst einmal unter Schock. Alle Feierlichkeiten für den in Afrika hoch geschätzten Frauentag wurden abgesagt und ein Trauertag angesetzt. Die Ironie dabei, um Leben zu retten fahren 6 Menschen los und kommen tot an. Eine Familie ausgelöscht. Einach so! 6 Menschen mit ihrer sehr eigenen Lebensgeschichte, Gedanken, Emotionen, Freude auf die Geburt, einfach weg! Sinn – Unsinn?! Nur schwer zu verstehen. Eigentlich gar nicht!
Nein – ganz bestimmt nicht!


Es macht einen dann schon sehr nachdenklich, weil man sich schlagartig wieder bewußt wird wie allgegenwärtig doch die Gefahr eines Verkehrsunfalls in Afrika ist. Es sterben täglich 3.400 Menschen im Straßenverkehr. Die meisten davon in Afrika. Uganda steht hier an 12-ter Stelle weltweit.

Die Verkehrsträger Bahn oder Flugzeug würden bei einem so hohen Unfallrisiko sofort verboten. Bei den Straßenverkehrstoten ist es anders. ES SIND VERGESSENE TOTE, die unbemerkt von der Weltöffentlichkeit hauptsächlich auf den Strassen der armen Länder elend zugrunde gehen. Erschreckend ist die Zahl der totgefahrenen Kinder: 250.000!
Afrika, der ärmste Kontinent der Erde, hat die höchsten Todesraten.
Die Straßen sind schlecht, die Fahrzeuge marode, die Fahrer ungeübt. Die am häufigsten in Unfälle verwickelten Fahrzeuge sind Busse und Trucks mit Bänken auf der Ladefläche. Sie sind alt, schlecht gewartet, überladen und werden meist aggressiv und nicht selten betrunken gefahren.
Der Straßenverkehr fordert gerade von den Ärmsten den größten Tribut. Da zudem Unfallversicherung für die Mehrheit ein Fremdwort ist, bedeutet schon ein Unfall mit Verletzungsfolgen ein Desaster für die ganze Familie.

Doch der Fingerzeig auf die sogenannte dritte Welt ist falsch, denn sie wird von den hochmodernen Ländern motorisiert, deren Vorbild leider unumstritten ist. Und damit ist das letzten Endes auch - unser Profit.

Je höher das Wirtschaftswachstum ( in Uganda 5-6 %) - desto größer der Motorisierungseffekt.
Je höher die Zahlen der verkauften Autos – desto höher unser Profit im „Westen“ und desto aber auch höher die Zahl der Verkehrstoten und –verletzten in den armen Ländern.
Eine zu simple Formel?

Tragen wir im „Westen“  nicht auch eine Verantwortung für die Verkehrstoten in den „Dritt-Welt-Ländern“ mit unserer expansiv-aggressiv orientierten Verkaufspolitik - oder eben nicht, da jedes Land selbst entscheiden kann.
Aber kann es das wirklich?

Auf alle Fälle - laßt uns all Derer in Liebe gedenken, die unverhofft und plötzlich aus dem Leben gerissen wurden. All den vergessenen Toten auf den Straßen dieser Welt. Die nicht mehr die Möglichkeit hatten ihr Leben zu Ende zu leben.

Nix für unguat – euer Alfred