Samstag, 5. November 2016

APALOGIRAPUS - das Geheimnis der Sprache (von Hans Pfeifer)


Oberster Grundsatz unseres Gründers Charles Lavigerie, noch vor der Verkündigung des Evangeliums, ist das Erlernen der Sprache und des Lebens der Einheimischen. 
Und so war es nach meiner Rückkehr nach Uganda, im Juni diesen Jahres, meine erste Aufgabe die Sprache der Karimojong zu erlernen. In meinem Alter kein leichtes Unterfangen. Für 2 Monate „drückte“ ich Vormittags wieder die Schulbank mit den Erstklässlern und übte am Nachmittag mit einem Katechisten (kirchlicher Mitarbeiter). Danach war ich auf mich allein gestellt. Ich lernte Vokabeln, begrüßte die Menschen im Dorf, hörte zu, versuchte zu verstehen, ließ meine Predigt in Karimojong übersetzen und teilte mit den Menschen so das Wort Gottes.

Nach einigen Tagen des alleine Lernens, begegnete ich dem 13-jährigen Samuel, der seit seinem ersten Lebensjahr geistig behindert ist. Seine Bewegungen sind verlangsamt und seine kurzen Sätze kommen verzögert, aber deutlich. Samuel wurde mein neuer Sprachlehrer. Samuel brachte die Geduld auf und hatte Freude daran mir immer wieder und wieder die Bedeutung der Worte zu zeigen. Nase – Mund – Augen – Ohren... . Er formulierte Worte vor und ich wiederholte diese.
Im Stillen dachte ich mir, „schau an, da habe ich viele, viele Jahre studiert, Prüfungen geschrieben, Verantwortung übernommen und jetzt ist hier Jemand, der nie eine Schule besucht hat, der kaum Freunde hat, dessen Leben ganz abhängig ist von seinen Eltern und der hilft mir....“. 
Ja, ich lerne nicht nur eine neue Sprache kennen, ich erfahre nicht nur meine Grenzen, sondern in Samuel erkenne ich auch menschliche Größe und Würde.
Danke Dir Samuel!

Nach einigen Wochen in Karamoja bekam ich einen Namen in der Einheimischen Sprache. APALOGIRAPUS. Was soviel heißt wie „der Bulle mit den Zebrastreifen und den blauen Augen“. Was lustig klingt hat durchaus einen sinnvollen Hintergrund. Wie das auch in Europa früher der Fall war, hat der Name eine Bedeutung und ist wichtig für das Zusammenleben. 
Bei den Karamojong wird vieles mit dem Vieh und der Herde in Zusammenhang gebracht. Auch Namen. Daher Bulle oder Stier. Die Zeit meines Ankommens war in vergangenen Tagen die Zeit der Zebrawanderungen und die Farben meiner Augen ist blau. Daher "der Bulle mit den Zebrastreifen und den blauen Augen".
Und so weiß jeder wer damit gemeint ist. 

Namensgebung heißt hier: angenommen sein. Ist das nicht schön?

Meine Lieben zu Hause ich wünsche euch Gottes Segen und Freude am Leben.
Ich bin dankbar für eure Freundschaft.

Euer Pater Hans 


Vor dem Rift Valley in Karamoja