Sonntag, 23. April 2017

Auslandspraktika in Uganda (von Annika)




Vorbereitungen
Nachdem Afrika mich bereits während meines dreimonatigen Freiwilligendienstes in Ghana fasziniert hat, kam mir Ende des vergangenen Jahres die Idee, mein bevorstehendes Praktikum des  Pflegepädagogikstudiums auch in einem afrikanischen Land zu absolvieren. Als ich dann noch von der Partnerschaft der Barmherzigen Brüder Trier mit dem Health Centre „St. Clare“ in Uganda erfuhr, schien die perfekte Möglichkeit gefunden. Der Hausobere des Brüderkrankenhauses Herr Leineweber sowie meine Studiumsleiterin befürworteten mein Ansuchen und schon bald liefen meine Vorbereitungen auf Hochtouren. 

Nachdem alle Formalitäten geklärt, ein Visum beantragt, passende Flüge gefunden und alle medizinischen Vorkehrungen getroffen waren, konnte es am 31. Januar 2017 losgehen!
Für die nächsten vier Wochen würde ich in Ococia, mitten im afrikanischen Busch, leben und arbeiten. Aufregung, Vorfreude, aber auch ein kleines bisschen Angst machten sich breit! 

Arbeit im Health Center

In Ococia, in der Nähe Sorotis, handelt es sich um ein sogenanntes Health Center III. Das bedeutet, dass es keinen ständigen Arzt vor Ort gibt. Neben wenigen, gut ausgebildeten Krankenschwestern und Hebammen sowie Medical Officers (einer „Unterstufe“ des Arztberufs), sind es überwiegend Nursing Assistants die vielfältige pflegerische, aber vor allem auch ärztliche Aufgaben und Tätigkeiten übernehmen.
Meine Ansprechpartnerin vor Ort war Truus, eine pensionierte Krankenschwester aus den Niederlanden, die hier in Ococia ihre zweite Heimat gefunden hat. Bei ihr hatte ich auch ein eigenes kleines Zimmer und wurde verpflegt. 

In afrikanischen Ländern ist es üblich, dass die Familien der Patienten selbständig Aufgaben übernehmen müssen. So sieht man neben dem Patienten nicht selten mehrere Familienangehörige, die mit im Health Center für die Behandlungsdauer untergebracht sind (sie schlagen ihre Schlafplätze meist auf einfachen Tüchern neben den Betten auf), um für ihren Angehörigen zu kochen, waschen und ihn zu pflegen.. 
Meine Arbeit im Hinblick auf mein Praktikum bestand aus mehreren Unterrichtseinheiten und der Begleitung und Anleitung der Mitarbeiter in der Praxis. Vor allem für die Nursing Assistants, die in insgesamt rund 12 Monaten Ausbildung alle denkbaren, vor allem ärztlichen Tätigkeiten erlernen müssen, sollte ich zuständig sein. Es handelte sich hierbei überwiegend um junge Frauen und Männer, die auf dem Gelände des Health Centers, meist weit entfernt von ihren Heimatorten und Familien, lebten und täglich ohne freie Tage im Schichtsystem arbeiteten.

"Meine" Studenten


Zwei mal pro Woche, hielt ich nachmittags eine Unterrichtsstunde für die Nursing Assistant Students (ca. 25-40). Die Themen konnte ich selbst wählen. 
Von Diabetes mellitus, über Hypertonie und Epilepsie (relativ häufiges Krankheitsbild) bis zu Erfassung von Vitalparametern versuchte ich eine große Bandbreite abzudecken. Gerade bei diesem Basiswissen bestehen teilweise große Wissenslücken. 

Rückblick und Fazit

Rückblickend auf meine Zeit in Ococia, bin ich unglaublich dankbar für all die Eindrücke und Erfahrungen, die ich in den vier Wochen sammeln durfte. 
Ich bin mir sicher, dass die Erlebnisse mir berufliche als auch private Denkanstöße gegeben haben. 
Hier konnte ich zudem erste Erfahrungen in meinem zukünftigen Tätigkeitsfeld sammeln und ganz nebenbei wurden noch meine Englischkenntnisse aufgefrischt.
Einige Herausforderungen und Hürden musste ich natürlich auch bewältigen und verarbeiten. Dies betraf vor allem die auftretende finanzielle Problematik. Beispielsweise konnten nur wenige einen Krankentransport ins nächste Krankenhaus bezahlen, wenn für schwerkranke Patienten die Möglichkeiten im Health Center ausgeschöpft waren. 




Zudem musste ich mich mit einer anderen Kultur und Einstellungen der Menschen auseinandersetzen, die teilweise widersprüchlich im Vergleich zu Deutschland oder Europa sind. Somit fällt es nicht leicht, manches Tun oder besonders Nicht-Tun nachzuvollziehen. So habe ich einige Mütter gesehen, die gerade ihr Ungeborenes oder Neugeborenes verloren hatten und keinerlei Emotionen gezeigt haben. Schwäche und Schmerz zu zeigen, ist jedoch nicht gern gesehen. Das nur als eines von vielen Beispielen, die ich nennen könnte. 
Eines der wichtigsten Dinge, die ich mitgenommen habe, ist sicherlich, dass ein ständiges Vergleichen der Situationen und „verändern“ wollen, kontraproduktiv ist. Unsere Möglichkeit etwas zum Fortschritt beizutragen, besteht weiterhin darin Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Wir können den Menschen unter die Arme greifen und unterstützend zur Seite stehen. Die Grundstrukturen allerdings muss das Land selbst heranreifen lassen. 

Es war eine sehr intensive und lehrreiche Zeit. Ich möchte sie auf keinen Fall missen. Uganda ist ein aufregendes Land, das zwar sicher noch einen weiten Weg vor sich hat, aber eine Reise wert ist. Ococia wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben!

Ich finde es bewundernswert, wie die Menschen in Uganda  trotz all der Schwierigkeiten und großen Armut ihren Alltag meistern. Überall und immer sind mir die Menschen mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht und einem freundlichen „Yoga“ (ein ugandischer Gruß auf Ateso) gegenüber getreten und ich wurde von allen, besonders von den Kindern, stets interessiert angeschaut und beobachtet, da Weiße in der Umgebung natürlich verhältnismäßig selten sind.